Das Dorf Leiberg gehört zu den geschichtlich jüngeren Dörfern im Paderborner Land. Ende des 15. Jahrhunderts richten die Grafen von Westphalen ihr Augenmerk auf die offenbar bewaldeten Höhenlagen des "Leyberch" und beschließen eine Neuansiedlung, nachdem rund 100 Jahre zuvor in der Talaue das mittelalterliche Dorf Andepen den Wüstungsvorgängen im Sintfeld zum Opfer gefallen war. Eine Urkunde vom 30. April 1490 erlaubt Johann Graf von Westphalen den Aufbau des Dorfes Leiberg, das seinen Namen dem "Kücke-lei-berg" verdankt, der in exponierter Lage einen guten Blick ins Land bietet. Der Ortsgründer zieht sich allerdings schon wenige Jahre nach Unterzeichnung der Gründungsurkunde ins Klosterleben zurück.
Die Grafen von Westphalen statten aus wirtschaftlichen Erwägungen Neuansiedler vergleichsweise großzügig mit Rechten und Pflichten aus, um nach dem Zusammenbruch etlicher Dörfer im ausgehenden Mittelalter überhaupt Menschen zu Beginn der Neuzeit für die entvölkerten Gegenden zu gewinnen. Erste Siedler in Leiberg dürften auch Nachfahren der alten Andeper gewesen sein, die von der mit Wehrmauern und -türmen gesicherten Stadt Wünnenberg aus Felder und Äcker einschließlich einer Mühle im Tal im heutigen Leiberg bewirtschaftet hatten. Der Urkern des neuen Dorfes Leiberg ist im Bereich der heutigen Bartholomäus-Schule und eben am "Kückelberg" anzunehmen. Von dort weitet sich das Dorf Zug um Zug in Richtung Hochfläche, aber auch über neue Siedlungen (Katthagen) nach Osten aus. Die Talaue wird zunächst gemieden.
Aus dem Leiberger Schicksalsjahr 1635 berichtet ein Seuchenkreuz auf dem Pestfriedhof von 400 Toten in Leiberg, die der Epidemie zum Opfer fallen. Die Toten werden aus Furcht vor Ansteckung fernab der dörflichen Siedlung im Tal von Lubbert Schumacher, der später ein Pestkreuz stiftet, eingesargt: Sie finden in Fornholte auf einem Sonderfriedhof ihre letzte Ruhe. Leiberg gehört damals zur Kirchengemeinde Wünnenberg: Gleichwohl mag der Pfarrfriedhof von Wünnenberg die Seuchenopfer aus dem Filialort Leiberg nicht aufnehmen.
Bischöfliche Steuerlisten zeigen, dass sich die Leiberger Bevölkerung bis 1700 von dieser Katastrophe erholt und zum Jahrhundertwechsel mehr als 500 Bewohner zählt. Der Aufschwung bleibt auch dem Bischof nicht verborgen: Er beansprucht das einst an die Grafen von Westphalen verpfändete Gebiet zurück. Nach langen Auseinandersetzungen werden Bewohner in Leiberg in einem Vergleich von 1656 sowohl gegenüber den Westphälingen als auch gegenüber dem bischöflichen Landesherrn abgabenpflichtig.
Ein Großband vom 6. Mai 1726, der mehr als 60 Häuser und die erste Leiberger Kapelle (aus 1703) einäschert, verändert grundlegend die Siedlungspolitik. Auf Staatsbefehl von Fürstbischof Clemens August wird beim Neuaufbau des Ortes auch die Talaue im Bruch in Beschlag genommen. Fortan prägen zwei Siedlungsschwerpunkte mit mehreren Siedlungen bis zur Neuzeit das Dorf Leiberg.
Seit 1740 vereint ein Schulvikar in der neu errichteten Vikarie Leiberg Seelsorger und Lehrer in einer Person. Erst der preußische "Kulturkampf" führt in Leiberg 1877 zur personellen Trennung von Schulmeister und Priester. Die Gemeinde baut 1888 am heutigen Schulstandort eine neue Schule und ersetzt damit ihr erstes Schulgebäude aus 1818.
Zum "Jahrhundertwerk" gedeiht der vierjährige Bau (1864 bis 1868) einer neugotischen Kirche im Ortszentrum, die eine baufällige Kapelle aus 1733 ersetzt. 20 000 Taler bringen Leiberger in schwierigen Zeiten durch Haussammlungen in Westfalen, Spenden und Kredite auf. Der Gemeinschaftsbau des Gotteshauses wird in vielen tausend Stunden Hand- und Spanndiensten gemeistert. Das Baumaterial gewinnt die Bevölkerung zum größten Teil aus heimischen Steinbrüchen. Auch der Hochaltar stammt aus örtlichem Sandstein. Das neue Gotteshaus wird allerdings erst 1921 nach der Abpfarrung von Wünnenberg zur Leiberger Pfarrkirche erhoben.
Der Reichsdeputations-Hauptschluss 1803 beendet auch in Leiberg den fürstbischöflichen Hochstifts-Staat und leitet den Wechsel zur preußischen Krone ein. Der preußisch-französiche Krieg, die "Franzosenzeit" und die Freiheitskriege gegen Napoleon führen in Leiberg zu Plünderungen durch Kosaken-Regimenter, Hungersnöten und einer kaum vorstellbaren Verelendung: Massive Kriegskontributionen sind je nach Kriegsverlauf mal an diese, mal an jene Seite zu leisten. Die Getreidepreise erreichen astronomische Höhen. Die Notzeit um 1816/17 erinnert an erbärmliche Zustände im siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) und im 30-jährigen Krieg (1618 - 1648).
Nach der Verbannung Napoleons und der Rückkehr der Preußen berührt die Revolution von 1848 auch unser kleines Dorf Leiberg: Hier geht es jedoch weniger um den deutschen Nationalstaat, sondern vielmehr um lokale Hude- und Holzrechte, die der modernen preußischen Forstwirtschaft ein Dorn im Auge sind. In der Nacht zum 29. März 1848 werden in königlichen Waldungen am Nollen und Westrode 28000 junge Eichen abgeholzt. Die preußische Justiz verhängt Zuchthausstrafen und verlangt 887 Reichstaler Schadenersatz. Die Holzrechte werden in Leiberg schon zur Preußen-Zeit 1861 vollends abgelöst. Die Huderechte münden in ein so genanntes "Leiberger Gliedervermögen", das wiederum nach jahrelangen Prozessen 1992 mit einer Entschädigung von 2500 Mark pro anspruchsberechtigte "Herdstelle" aufgelöst wird und in kommunalen Besitz wandert.
Im 20. Jahrhundert hinterlassen zwei Weltkriege auch in Leiberg traurige Spuren. 36 Männer kehren aus dem I. Weltkrieg (1914 - 1918) nicht heim. An 87 Gefallene und Vermisste aus dem II. Weltkrieg (1939 - 1945) erinnert das Leiberger Ehrenmal nahe dem Friedhof. Nach dem zweiten Weltkrieg finden viele Vertriebene und Flüchtlinge aus einst ostdeutschen Gebieten in Leiberg besonders im Neubaugebiet am Försterberg eine neue Heimat in der Bundesrepublik Deutschland.
Zum 1. Januar 1975 verliert die politische Gemeinde ihre Eigenständigkeit und wird in das Stadtgebiet Wünnenberg einverleibt. Erster Bürgermeister der neuen Stadt Wünnenberg wird Fritz Dören (1975 - 1994) aus Leiberg.
Priestermangel im ausgehenden 20. Jahrhundert führt im Erzbistum Paderborn zur Bildung von Pastoralverbünden: Leiberg bleibt eine eigenständige Pfarrgemeinde, wird aber zum 1. Januar 2002 nach einem Dekret von Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt dem Pastoralverbund Wünnenberg zugeordnet. Die Rechte der seit 1921 eigenständigen Kirchengemeinde bleiben von dieser Verbundslösung unberührt.
Besondere Festtage begeht Leiberg am 19. Januar 1922, als im großen Stil die Abpfarrung von Wünnenberg gefeiert wird. Unvergessen bleiben auch das Festwochenende um den 15. Juli 1990 zum 500-jährigen Bestehen des Ortes oder die Feiern zum 275-jährigen Bestehen des Bruches am 24. August 2001. Höhepunkte sind zudem die Ausrichtung der Kreisschützenfeste in 1979 und 2002. Alle Großveranstaltung werden in schöner Gemeinschaftsleistung unseres Dorfes Leiberg vorbereitet und durchgeführt.
Gott segne Leiberg!
Leiberg im Sommer 2002