Der Kampf der Leiberger um ihre Bräute mit den Mönchen von Hallinghausen
Im Volksmund werden die Leiberger seit Jahrhunderten als "Türken" bezeichnet. Und jeder Leiberger ist darauf mächtig stolz. Eine alte Mär führt zurück ins Jahr 1390......
Alles beginnt vor vielen hundert Jahren. Die an Winterabenden gern berichtete Legende weiß von einem geheimnisvollen Kloster Hallinghausen an der Nette, dessen Mönche jedoch eher in einem zweifelhaften Ruf stehen. Sie geraten nicht nur als verwegene Räuber ins Zwielicht, sondern pochen als Grundherren auch auf das Recht der ersten Nacht.
So hat denn angeblich jeder Hochzeiter seine jungfräuliche Braut zum Kloster zu bringen, um das arme Geschöpf dort den lüsternen Mönchen zu überlassen, die hinter den Klostermauern wohl nicht vor der Schändung der Braut zurückschrecken.
Natürlich kocht die Volksseele in den Dörfern des Aftetals, die dem Treiben der räuberischen Mönche nicht länger tatenlos zusehen mögen. Es kommt zum großen Volksaufstand in den Orten, die heute Wünnenberg, Leiberg und Hegensdorf heißen. Und so sollen denn die Landwirte mit Sensen, Harken und Sicheln gegen die Klosteranlage herangerückt sein.
Die Mär berichtet von tapferen Vorfahren der heutigen Leiberger, die mit dem Mut und der Unerschrockenheit der damals europaweit gefürchteten und als unbesiegbar geltenden "Türken" gegen das Kloster vorgehen, während sich die vorsichtigen Wünnenberger und Hegensdorfer eher bescheiden zurückhalten.
Eine andere Version weiß von einem Anführer namens Ritter Turk, nach dem die Leiberger "Turken" oder später "Türken" benannt worden seien. Der Halbmond im Leiberger Ortswappen hält die Erinnerung an den Aufstand der "Türken" wach.
Das Kloster soll in Schutt und Asche gelegt und die unchristlichen Mönche in die Flucht geschlagen worden sein. Die Ruinen sind noch heute zwischen Leiberg und Alme zu sehen.
Text: Karl Pickhardt
Warum die Heilige Agatha das Erbe von St. Johannes Baptist antrat
Seit mehr als 100 Jahren rufen Agatha-, Bartholomäus- und Johannesglocke die Gläubigen in Leiberg zum Gottesdienst in die neugotische Kirche im Ortszentrum, die nach vierjähriger Bauzeit am 30. April 1868 der mutige Paderborner Bekennerbischof Konrad Martin, der später während des deutschen Kulturkampfes verhaftet wurde und in der politischen Verbannung starb, konsekretiert. Die Pfarrkirche der seit 1921 eigenständigen Pfarrei Leiberg ist der Heiligen Agatha geweiht. Die St. Agatha Pfarrkirche in Leiberg
Jahrhundertelang gehen die Leiberger jedoch zur Mutterpfarre ins benachbarte Wünnenberg zur Kirche. Nach der Neugründung des Dorfes in 1490 und der verheerenden Pestseuche in 1635 wird der kleine Ort erst 1703 mit dem Bau einer kleinen Dorfkapelle beglückt, die jedoch schon 1726 einem schlimmen Großbrand mit nahezu allen Häusern in Leiberg zum Opfer fällt. Die Feuersbrunst bewegt die Menschen jener Tage zu einem Patronatswechsel: Beim Neubau einer Kapelle in 1733 wird der bisherige Patron St. Johannes zugunsten der Heiligen Agatha aufgegeben. Die Verehrung der Heiligen Agatha als Schutzpatronin gegen Feuersbrünste steht in Westfalen zu dieser Zeit in hoher Blüte.
Nach den Plänen des Paderborner Diözesan-Architekten Arnold Güldenpfennig entsteht in großer Gemeinschafts- und Spendenleistung der Bevölkerung das heutige Leiberger Wahrzeichen. Die gesamte Kirche ist einschließlich des Hochaltars überwiegend aus Sand- und Bruchsteinen gebaut, die in der örtlichen Flur gebrochen werden. Mehrere Häuser sowie die Kapelle von 1733 müssen dem neuen Gotteshaus weichen.
In Leiberg leben etwa 1300 katholische und 300 evangelische Mitbürger. Die evangelischen Christen suchen zum Gottesdienst die evangelische Kirche in Wünnenberg auf.
Einen besonderen Tag erlebte die Pfarrgemeinde am 11. Juni 2001: An diesem Montag besuchte mit Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt (im Juli 2002 gestorben) erstmals ein Kardinal das Dorf Leiberg. Ebenfalls ein großer Tag war die Weihe der "neuen" Röver-Orgel am 24. August 2003 mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.
Und auch das ist Pfarrgemeinde: In den großen Sommerferien bietet St. Agatha zusammen mit dem HTSV Leiberg Grundschulkindern ein spannendes Zeltlager im Aftetalstadion.
Seit dem 1. Januar 2002 gehört Leiberg zum Pastoralverbund Bad Wünnenberg, bleibt aber kirchenrechtlich eine eigenstänidge Pfarrei.
Text: Karl Pickhardt